7 Fragen an den Vallox-Experten für kontrollierte Wohnraumlüftung

Wie verlegt man eine kontrollierte Wohnraumlüftung in einem Passivhaus und welche häufigen Fehler sollte man dabei vermeiden? Wie viel kostet eine KWL eigentlich und welche Vorteile hat diese Technologie gegenüber gängigen Belüftungssystemen? Unser Experte Karsten Kraft von der Vallox GmbH hat sich im folgenden Interview Zeit genommen, um sein Insider-Wissen mit den Haus Arndt+ Followern zu teilen:

1.     Die Firma Vallox ist marktführend auf dem Gebiet kontrollierte Wohnraumlüftung, kurz: KWL. Was ist das genau und welche Vorteile gibt es gegenüber herkömmlichen Techniken?

KWL steht für Kontrollierte Wohnraumlüftung. Die Vorteile gegenüber anderen Systemen sind vielfältig: Zum einen hat man hier eine hohe Wärmerückgewinnung. Der Betrieb ist im Vergleich zu anderen Belüftungsanlagen leise. Die Luft wird gefiltert. Das sorgt für ganzjährig gleichbleibende Luftqualität in allen Räumen. Und wie der Name schon sagt: die Anlage kann man individuell regulieren.

2.     Welche Rolle spielt die Lüftung bei einem Passivhaus, welche Besonderheiten gibt es da?

Der Gesetzgeber hat mit seinen Vorgaben den Luftwechsel in Gebäuden klar geregelt. Daher spielt die KWL in einem Passivhaus definitiv eine entscheidende Rolle. Moderne Gebäude, insbesondere das Passivhaus, sind besonders gut gedämmt und luftdicht gebaut. Um den vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Mindestluftwechsel bei Passivhäusern zu erfüllen, ist eine kontrollierte Wohnraumlüftung optimal. Da es grundsätzlich kaum realisierbar ist, alle zwei Stunden gegenüberliegende Fenster komplett zu öffnen (tagsüber und nachts), um den Mindestluftwechsel zu erzielen, kommt eine KWL für jede Bauweise /jedes Gebäude in Frage.

3.     Wie funktioniert das Vallox-Belüftungssystem?

1. Außenluftansaugung
Über die Außenluftansaugung wird frische Luft in das System hineintransportiert.

2. Wärmerückgewinnung
Im Wärmetauscher des Lüftungsgerätes wird der aus z.B. Küche, Bad oder Dusche abgesaugten Luft die Wärme entzogen. Anschließend wird diese an die Frischluft abgegeben (bis > 90% Wärmerückgewinnung). Beide Luftströme sind bei der Wärmeabgabe und -übernahme völlig voneinander getrennt. Die Abluft wird gefiltert und ins Freie geleitet. CO2- und Feuchtesensoren (optional) überwachen stetig das Raumklima und reagieren rechtzeitig bei Überschreitung gesundheitsschädlicher Werte.

3. Luftverteilung
Die vorgewärmte, fein gefilterte Frischluft wird über das ValloFlex Luftverteilsystem zu den Räumen transportiert. ValloFlex Zuluftventile geben diese frische, vortemperierte Luft bedarfsgerecht und zugfrei an Räume wie z.B. Wohn-, Schlaf-, Kinder- und Arbeitszimmer ab.

4.     Welche einmaligen und welche dauerhaften Kosten verursacht ein KWL System von Vallox?

Die genauen Kosten für eine KWL sind von Gebäude zu Gebäude unterschiedlich. Eine genaue Kostenermittlung führen wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern (zum Beispiel: Energieberater, TGA-Planer oder Fachhandwerker) durch.

Pauschal kann man für ein Gebäude von ca.150m² Wohnfläche von ca. 7.500 bis 8.500€ ausgehen.

Die Stromkosten bei unseren Anlagen liegen bei einem EFH von ca.150m² bei ca. 80€ im Jahr. Das elektrische Wirkungsverhältnis (Verhältnis bereitgestellte Energie zu verbrauchter elektrischer Leistung) beträgt z.B. bei den Vallox-Geräten, im Mittel über 15. Es wird also 15-mal so viel Wärme zurückgewonnen, wie elektrische Energie aufgewandt wird.

5.     Was muss man bei der Verlegung von einer KWL beachten?

Es kommt darauf an, ob es sich um einen Neubau oder eine Sanierung handelt. Wichtig sind die Größe und die Art der Lüftungskanäle (Oval oder Rundrohr – Durchmesser usw.) und die Möglichkeiten zum Verlegen (im Beton – auf der Betondecke – im Abhang). Auch Wärme-, Schall- und Brandschutz sind zu beachten.

ValloFlex vereint Rund- und Ovalrohr in einem Komplettsystem. Der absolute Clou sind die exakt aufeinander abgestimmten Rohrquerschnitte und die neuartigen Verbindungselemente. So lassen sich Rund- und Ovalrohr sogar in der Strecke beliebig und einfach kombinieren. Das schafft größtmögliche Freiräume bei der Planung und Montage. Das Wichtigste ist auf jeden Fall eine frühzeitige Auslegung und Planung des Systems mit allen Komponenten.

6.     Wie viel Luft wird überhaupt für so ein mehrgeschossiges Haus benötigt?

Als einfache Faustregel kann pro Person ein Außenlufttvolumenstrom von 30 m³/h bei einem Luftwechsel von 0,5 h-1 angesetzt werden. Damit wird eine gleichbleibende Raumluftqualität in Bezug auf Feuchtigkeit, Schadstoffen und Gerüchen in den Nutzeinheiten der Wohnung bzw. des Hauses gewährleistet.

Die notwendigen Außenluftvolumenströme (inkl. Infiltration) für Nutzungseinheiten müssen immer nach DIN 1946 Teil 6 festgelegt werden. Hier wird die Nutzfläche, also die beheizte Fläche innerhalb der Gebäudehülle angesetzt, die im Rahmen eines erstellten Lüftungskonzepts zu berücksichtigen ist.

7.     Was sind die häufigsten Fehler, die bei der Verlegung eines Belüftungssystems gemacht werden?

KOMPONENTEN NICHT STAUBDICHT VERSCHLIESSEN

Auf Baustellen fällt während der Montagezeit eines Lüftungssystems viel Staub, Schmutz und Feuchtigkeit an. Handwerker wissen zwar, dass sie sämtliche Lüftungskomponenten aus hygienischen Gründen bis zur Inbetriebnahme schützen müssen. Dennoch mangelt es im Baustellenalltag an der Konsequenz, die Öffnungen sämtlicher Komponenten mit passenden Abdeckungen und Verschlussklappen staubdicht zu verschließen. Diese Anforderung bezieht sich nicht nur auf die zwischengelagerten Luftleitungen, Schalldämpfer, Auslässe etc., sondern auch auf die installierten Luftleitungsabschnitte. Geschieht dies nicht oder nicht sorgfältig genug, kann es neben hygienischen Problemen auch zu Korrosionserscheinungen in den Komponenten kommen.

FALSCHE LUFTLEITUNGSMONTAGE

Durch unsachgemäße Montage oder durch den Einsatz ungeeigneter Luftleitungsmaterialien ragen dauerhaft scharfkantige und spitze Teile in den Luftstrom. Und auch Luftleitungen mit einer hohen Oberflächenrauigkeit oder nicht abriebfestem Material im Inneren stellen ein hohes Risiko für das Anhaften von Verschmutzungen dar. Dadurch sind nicht nur Hygieneprobleme mittelfristig programmiert. Darüber hinaus können schlecht ausgebildete Umlenkungen sowie zu viele und zu enge Windungen auch noch Strömungsgeräusche und unnötig hohe Druckverluste verursachen. Typisch sind solche negativen Folgeerscheinungen beim Einsatz von Wickelfalzrohren, die an Engstellen mehrfach geknickt, eingedrückt und schlecht aufgesteckt werden.

Solche „Montagesünden“ schränken den Erfolg einer professionellen Reinigung des Kanalinneren (stark) ein. Verschärfend kommt dann oft noch hinzu, dass die Luftleitungen schlecht zugänglich und mit zu wenigen Revisionsöffnungen ausgestattet sind.

LUFTLEITUNGEN SIND NICHT (RICHTIG) GEDÄMMT

Aufgrund von Unwissenheit oder mangelndem Platzbedarf werden bestimmte Luftleitungen in kritischen Bereichen nicht gedämmt. Dadurch besteht im Kanalinneren die Gefahr einer Tauwasserbildung, welche zu hygienischen Problemen führen kann. Außerdem kommt es zu einem erhöhten Wärmeverlust. Unterschieden werden in der Praxis zwei Fälle:

1.     Transport kalter Luft durch warme Bereiche: Außen- und Fortluftleitungen müssen mit einer dampfdiffusionsdichten Dämmung ummantelt werden, um eine Kondensation auf der Leitungs-Außenseite zu vermeiden. Wichtig: Bei ungedämmten Außenwanddurchführungen muss die Dämmung bis in die kalten Bereiche der Außenwand verlegt werden.

2.     Transport warmer Luft durch kalte Räume: Zu- und Abluftleitungen müssen vor Wärmeverlusten geschützt werden. Gleichzeitig muss die Dämmung verhindern, dass auf der Innenseite der Abluftleitung Kondensat entsteht. Die Dämmdicke hängt von der Umgebungstemperatur ab.

MANGELHAFTE INBETRIEBNAHME

Um einen bestimmungsgemäßen, hygienischen und energieeffizienten Betrieb des Lüftungssystems zu gewährleisten, muss der Fachhandwerker eine sorgfältige Inbetriebnahme durchführen. Um Zeit zu sparen, wird diese letzte Etappe häufig nur unvollständig oder nicht mit der nötigen Sorgfalt durchgeführt.