Dick und flach: Ausgeklügelte Dach-Konstruktion beim Passivhaus Plus

Maximale Wärmedämmung von der Bodenplatte bis zum Dach im Passivhausbau

Was bedeutet das „passiv“ und das „Plus“ in einem Passivhaus Plus? Und warum ist das so positiv? Ganz einfach: das Passivhaus kühlt sich passiv aus und heizt sich passiv auf – und verbraucht dabei 75 Prozent weniger Heizenergie als normale Häuser. Auf der anderen Seite verliert ein Passivhaus so wenig Wärme und Energie wie möglich. Zudem muss das Passivhaus Plus noch 60 kWh/(m²a), also ein „Plus“, an erneuerbarer Energie erzeugen. Maximale Wärmedämmung, Luftdichtigkeit und Energieerzeugung spielen somit eine wesentliche Rolle. Das gilt vor allem auch für die Dachkonstruktion.

Das Haus Arndt+ hat sowohl Flachdachbereiche als auch ein Pultdach über dem Dachgeschoss. Diese Dachfläche ist 22 Grad geneigt und exakt nach Süden ausgerichtet. Hierauf wird später die Photovoltaikanlage zur Eigenstromerzeugung montiert.

Wie das Pultdach aufgebaut ist und was dies u.a. mit einer Thermoskanne gemeinsam hat, erklärt uns Zimmermann Michael Mager von der Zimmerei Heinrich & Peter Mager GmbH Bedachungen, die sowohl an der Ausführung als der technischen Planung des Daches maßgeblich beteiligt waren.

Herr Mager, was hat es mit der speziellen dicken und flachen Dach-Konstruktion auf sich?

Über dem Dachgeschoss hat das Gebäude ein 22 Grad geneigtes Pultdach. Genau hier findet sich eine ausgeklügelte Konstruktion: Eine sogenannte Aufdachdämmung bzw. Aufsparrendämmung. Die heißt so, weil die Dämmebene auf einer Holzschalung über den von innen sichtbaren Sparren angebracht wird. Wir arbeiten hier mit einer sehr hohen Dämmstoffdicke. Heißt: Das Dach ist zwar 60 cm dick, aber von außen sieht man das gar nicht. Es wirkt eher so, als wären es 10 cm.

Ziel ist es, einen maximalen Dämmeffekt zu erreichen. Die Sparren sind im inneren Bereich als reine Trage- und Sichtkonstruktion verbaut. Unmittelbar über den Sparren wird eine spezielle Folie verlegt, die als Dampfsperre dient und für Luft- und Winddichtigkeit sorgt. Diese wird nirgendwo unterbrochen und ist von außen bis ans Mauerwerk geführt. Die Dampfsperre wird mit einem Spezialdichtmittel an das Mauerwerk angeschlossen. Die spätere Fassadenwärmedämmung geht bis zur Oberkante des Dachdämmpakets.

Somit haben wir eine geschlossene Dämmstoffhülle – ohne Durchdringung und Wärmebrücken. Diese funktioniert quasi wie eine Thermoskanne. Eine Thermoskanne ist zu, dann bleibt der Kaffee auch warm oder eben der Eiskaffee kalt. In unserem Fall bleibt also das Gebäude im Winter warm und im Sommer kühl. Durch die gewählte Konstruktion wird ein Höchstmaß an Wärmeschutz aber auch Schutz vor Sonneneinstrahlung (sommerlichen Wärmeschutz) erreicht.

Worin liegen die Vorteile gegenüber einem konventionell gedeckten Pultdach/Schrägdach?

Bei einer konventionellen Schrägdachkonstruktion liegt die Dämmung zwischen den Dachsparren – daher auch Zwischensparrendämmung genannt. Sie Sparren ragen dabei nach außen über das eigentliche Dämmpaket hinaus. Im Gegensatz zu der Konstruktion bei der Aufdachdämmung sorgt dies für eine Durchdringung. Wir haben hier also Wärmebrücken und keine komplette Luftdichtigkeit. Beim Passivhaus Plus hat man das planerisch bedacht und diese Mankos ausgeschlossen.

Wie genau unterstützen Sie Bauherren oder Planer bei der Umsetzung eines so hochgedämmten Pultdaches?

Aufgrund unserer technischen Ausrüstung sind wir in der Lage, diese Konstruktion im Vorfeld zu planen, zu simulieren und zu animieren. So dass man schon vor der Ausführung genau erkennen kann, was für Problemstellen an dem jeweiligen Projekt entstehen könnten. Auf diese Weise können wir z.B. direkt nach Alternativlösungen suchen. Mögliche Risiken werden demnach bereits bei der technischen Planung ausgeschlossen und gleichzeitig minimieren wir den späteren Arbeitsaufwand.

Könnte man so eine Konstruktion auch für eine Dachsanierung anwenden?

Das ist eine Lösung, die so nur im Neubaustandard möglich ist, da die Details im Vorfeld geplant werden müssen. Jedoch kann man mit den richtigen Konzepten in der Sanierung, die auf das jeweilige Projekt angepasst sind, einen sehr hohen Wärmestandard auch nach KfW-Anforderungen erreichen.

Hält ein Passivhaus-Plus-Schrägdach länger als ein normales Dach?

Letztendlich ist die Lebensdauer eines Daches abhängig von den eingesetzten Materialien. Welche Dachpfanne, welche Abdichtungsmaterialen verwende ich? Man kann aber sagen, dass man hier mit 30 Jahren und mehr rechnen kann. Und dann kann das Dach zudem auch mit relativ einfachen Mitteln wieder erneuert werden.

Und noch einmal zusammenfassend zum Schluss: Was sind die 3 wesentlichen Vorteile eines hochgedämmten Schrägdaches?

1.     Es ist wärmebrückenfrei.

2.     Es ist maximal luftdicht.

3.     Es ist einfach aufzubauen.